Der traurige Hintergrund zu unserer letzten Kurvenentschärfung

Ich bin Korbi, 24 Jahre alt und Bauingenieur.

Der siebte August 2025 begann wie jeder andere gewöhnliche Tag. Doch er veränderte nicht nur mein Leben, sondern auch das vieler anderer. Und er endete für mich in einer plötzlichen, unfassbaren Leere.

An diesem Donnerstag vollendete ich in Oma Trixis Garage gerade den Heckumbau an meiner kurz zuvor gekauften Suzuki. Den Führerschein hatte ich schon länger, doch motiviert durch meine Lebensgefährtin Sarah, die schon seit vier Jahren Motorrad fuhr, hatte ich mir nun dieses Bike gekauft.

Sarah fuhr wie geplant gegen 15:30 mit ihrer Maschine vor. Sie war gut drauf und glücklich, das merkte ich sofort, als ich sie sah. Sie versteckte voller Übermut meine Schraubenschlüssel, weil sie sich so darüber freute, endlich mit mir gemeinsam Motorrad fahren zu können. Ihr zauberhaftes Lächeln und ihre energiegeladene Ausstrahlung waren nicht zu übersehen und steckten mich an.

Zum Motorradfahren kamen wir zunächst jedoch nicht, denn bei uns Beiden gab es Neuigkeiten zu unseren beruflichen Perspektiven. Wir verbrachten den Rest des Nachmittags mit dem Schmieden von Plänen für die kommende Zeit. Wir hatten gemeinsame Träume für unsere Zukunft.

Sarah und ich lernten uns in einem Ingenieurbüro kennen. Sie war damals in der Ausbildung zur Bauzeichnerin und ich absolvierte dort mein Praxissemester. Jetzt wurde ich gerade mit meinem Bachelor und Sarah mit ihrer Ausbildung fertig. Darum wollte Sarah nun ihren Bautechniker machen und hatte sich dafür auch schon angemeldet. Mein Weg sollte nach Regensburg führen, um dort meinen Master anzufangen. So redeten wir über mögliche Wohnungen für mich und den Start ihrer Technikerausbildung. Auch ihre sportliche Leidenschaft als Schiedsrichterin beim Eishockey und ihre geliebten Katzen Maki und Misu waren natürlich für zukünftige „Standortbestimmungen“ zu berücksichtigen.

Wir holten uns noch etwas zu Essen vom Italiener und genossen zusammen mit Oma Trixi auf der Terrasse die Sonne.

Dann wollten wir endlich zusammen Motorrad fahren! Ich freute mich so sehr darauf. Also ab in die Motorradkleidung und auf die Maschinen! Ziel: Sarahs Zuhause.

Die Strecke zu Sarah verläuft ca. 30 km durch ein paar Dörfer, Wälder und hauptsächlich auf Kreisstraßen von Vilsbiburg bis Essenbach, also eine abwechslungsreiche Motorradstrecke mit schönen Kurven.

Auf dieser Strecke fuhr ich nun hinter Sarah. Wir genossen den Fahrtwind, fühlten uns frei und doch verbunden. Wir waren glücklich.

Nach den ersten Kilometern kamen wir an eine uns bekannte, gefährliche Linkskurve. Diese befindet sich hangabwärts zwischen Seyboldsdorf und Dietelskirchen und zieht sich zum Ende hin eng zu. Sarah war diese Kurve schon oft gefahren und reduzierte deshalb ihre Geschwindigkeit.

In der Kurve verlor Sarahs Hinterrad an Grip und sie rutschte weg. Da sich an der Außenseite der Kurve ein kleines, tiefer liegendes Waldstück befindet, steht dort eine einfache Leitplanke zum Schutz von Autofahrern.

In einen der hufeisenförmigen Pfosten, der die Leitplanke hält, rutschte Sarah mit voller Wucht hinein, prallte ab und wurde in den Graben geschleudert. Ich hielt sofort an und rief den Rettungsdienst.

Doch jede Hilfe kam zu spät. Als Sarah noch am Unfallort verstarb, hielt ich sie in meinen Armen.

Dieser Unfall in Verbindung mit für Motorradfahrer ungesicherten Leitplanken und Pfosten haben mir meine Lebensgefährtin, Ihren Eltern die Tochter, Ihrem Bruder die Schwester und all Ihren Freunden die Freundin genommen!

Die nächsten Stunden, Tage und Wochen verliefen für mich wie in einer anderen Welt.
Ich konnte nicht nichts tun! Die Stille, die Trauer und unfassbare Leere, in die meine Welt verfiel, war schlimm für mich und ist es auch immer noch! Ich fühlte mich so hilflos und hatte das dringende Bedürfnis etwas zu tun! Aber was?

So stieß ich ein paar Wochen nach dem Unfall auf „MEHRSi“ und schrieb eine E-Mail an diese Organisation.

Nur wenige Tage später rief mich eine mir unbekannte Nummer an, es meldete sich eine Monika Schwill. Ich war etwas überrumpelt und überrascht, da ich nicht mit einer so schnellen Reaktion gerechnet hatte.

An diesem Tag telefonierte ich über 1,5 Stunden mit Monika. Wir verstanden uns von Anfang an super. Monika ist eine sehr einfühlsame, intelligente und zielstrebige Person. Über die nächsten Monate wuchs unsere Verbindung zu einer echten Freundschaft heran, die ich nicht mehr missen möchte.

Monika, Ihrer Organisation und allen Spenden ist es zu verdanken, dass an der Kurve, an der meine große Liebe Sarah ums Leben kam, am 03.12.2025 ein Unterfahrschutz montiert wurde.

Kein Motorradfahrer wird in Zukunft mehr sein Leben durch die zuvor für Motorradfahrer ungesicherte Leitplanke an dieser Kurve verlieren!

Danke an jeden, der diese unfassbar schnelle Ausführung ermöglich hat!

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